Varia Antares

Ich weiß, dass Gott uns immer nur die Herausforderungen anbietet, von denen er weiß, dass wir sie schaffen können.

Absolutes Gottvertrauen

In der Hektik des Alltags haben viele Menschen vergessen, dass es Gott gibt. Es wurde vergessen, dass wir alle seine Kinder sind und bedingungslos von ihm geliebt werden. Gott ist unser aller Vater. Er ist ebenso real wie Du und ich. Für mich ist Gott keine abstrakte Vorstellung. Bei jedem Gebet, bei jeder Meditation, bei jedem guten Gedanken fühle ich ihn. Wir alle können ihn jederzeit wahrnehmen und ihn um deutliche Zeichen bitten. Die Kunst besteht nur darin, zuzuhören.

Da ich weiß, dass Gott unser fürsorglicher und liebevoller Schöpfer ist, gibt es für mich in keiner Sekunde auch nur einen einzigen Grund, in Sorge oder gar Verzweiflung zu sein. Ich habe in meinem Leben einige ausweglos erscheinende Situationen gehabt, in denen ich aus tiefstem Herzen zu Gott oder zu unserem Bruder Jesus Christus gebetet habe. Und in jeder dieser Situationen geschah innerhalb von wenigen Stunden ein Wunder. Die Dinge fügten sich sofort, es zeigten sich sofort die passenden Ideen, was ich tun konnte. Es kamen sofort die passenden Menschen und Gelegenheiten.

Als ich durch den ersten Lockdown im Jahr 2020 meine Existenz als selbstständige Dozentin von einem Tag auf den anderen fast komplett verlor und mir die Miete für mein Zimmer nicht mehr leisten konnte, habe ich zu Jesus Christus gebetet. Ich schlief einige Tage in einer Notschlafstelle für Wohnungslose, wollte aber nicht in ein Obdachlosenheim. Ich weiß, dass Gott uns immer nur die Herausforderungen anbietet, von denen er weiß, dass wir sie schaffen können. Aber er hat uns auch einen freien Willen gegeben. Somit haben wir die Möglichkeit, eine Herausforderung oder Lernaufgabe, die uns angeboten wird, abzulehnen. Ich bat Jesus und Gott also, die Situation einfacher zu machen, weil ich absolut nicht willens war, noch tiefer zu sinken, noch mehr Leid zu ertragen. Fähig wäre ich schon gewesen, denn man wächst mit seinen Aufgaben, und jeder Lernschritt im Leben trägt enorm zu unserem Wachstum bei. Durch Herausforderungen wächst unsere Resilienz.

Als ich erstmalig in der Notschlafstelle ankam, fragte mich die Sozialarbeiterin: "Wie schaffen Sie es, in Ihrer Situation so ruhig zu bleiben?" Meine Antwort: "Ich bete viel." Natürlich schrieb ich auch bergeweise Bewerbungen um andere Lehraufträge und Jobs und hörte mich weiter überall nach Wohnmöglichkeiten um. Was wir selbst mit unserer Kraft tun können, sollten wir, wie ich finde, tun. Die Initiative liegt in unserer eigenen Verantwortung, das Ergebnis aber liegt allein in Gottes Hand.

Als die letzte Nacht anbrach, die ich in der Notschlafstelle verbringen durfte, sprach ich lange mit Jesus Christus. "Ich habe alles getan, was ich tun konnte. Der Rest liegt bei Dir, lieber Jesus." Nachdem ich zuvor verzweifelt für eine rasche Lösung gekämpft hatte, konnte ich nun loslassen, wohlwissend, dass ich alles akzeptieren würde, was Gott nun geschehen lassen würde. Ich legte mein Leben vertrauensvoll in die Hand von Jesus. 

Am nächsten Morgen erhielt ich einen Anruf von einem christlichen Altenheim, bei dem ich mich um einen Job beworben hatte. Ich durfte noch am selben Vormittag als Praktikantin dort anfangen und bekam auch ein kostenloses Zimmer dort. Als die Sozialarbeiterin mich überrascht fragte, wie es denn möglich sei, dass so schnell eine Zusage auf meine Bewerbung gekommen war, sagte ich wie selbstverständlich: "Ich habe ja auch die halbe Nacht gebetet."

In diesem Altenheim traf ich eine Nonne, mit der ich einige Gespräche führte. Sie empfahl mir das Gebet "Jesus, sorge Du." Ich betete dieses Gebet und fühlte, wie nah mir Jesus in dem Moment war. Seitdem hat sich alles in meinem Leben zum Besten verändert, und es geschehen immer noch Wunder. Ich habe gelernt, Gott und Jesus bedingungslos zu vertrauen. Sie fangen uns wirklich auf, wenn wir sie darum bitten. Sie werden womöglich nicht sofort reagieren, weil sie ja mehr wissen und sehen als wir. Wir Menschen sorgen gerne vor, aber für Gott ist Vorsorge nicht nötig, denn er kann in Sekundenschnelle Dinge geschehen lassen. Er kann eine Lösung genau zu dem Zeitpunkt liefern, wenn sie benötigt wird. Er hat es nicht nötig, so wie wir Menschen es oft tun, eine Lösung sicherheitshalber schon im Vorfeld zu kreieren.

Es gibt für mich keine guten oder schlechten Erlebnisse. Es gibt verschiedene Geschehnisse im Leben, und wie wir sie jeweils beurteilen, hängt von unseren Gedanken, Vorurteilen und Glaubenssätzen ab. Alles, was uns geschieht, wird sich rückblickend betrachtet als wertvoll erweisen. Vieles können wir mit dem menschlichen Verstand nicht begreifen oder nachvollziehen, weil wir als Mensch nur einen Bruchteil dessen, was existiert, wahrnehmen. Wir verstehen nicht, wozu etwas gut ist oder stempeln einen anderen Menschen oder ein Ereignis als negativ ab. Gott aber weiß schon im Voraus, wie sich Situationen entwickeln werden. Er weiß, welcher Segen aus jeder Situation zu welchem Zeitpunkt erwachsen wird. Je mehr harte Herausforderungen ein Mensch im Leben zu überwinden hat, desto mehr wächst die Erkenntnis, dass wir niemals tiefer fallen können als in Gottes Hand. Mit jeder sogenannten Krise wächst unsere Resilienz und damit unser innerer Frieden.

Ich rate niemandem, das Schicksal herauszufordern. Aber wenn das Schicksal Dich herausfordert, lege es vertrauensvoll in Gottes Hände. Du musst keinen einzigen Schritt in diesem Leben alleine gehen. Unser Vater ist in jedem Augenblick mit dabei und schenkt uns Unterstützung, wenn wir ihn darum bitten.

Zwei Menschen haben mir besonders viel Mut gemacht, da sie genau wie ich ihre Existenz verloren hatten und in der Stunde tiefster Not Gott begegnet sind. Neil Donald Walsh und Michael Stahl haben die Bücher "Gespräche mit Gott" und "Kein Herz aus Stahl" geschrieben. Diese zwei Lebensgeschichten sind nur einige Beispiele von unzähligen. Gerade jetzt, wenn Du alles verlierst und keinen Boden mehr unter Deinen Füßen hast, ist Deine Chance, Gottes Liebe zu erkennen, größer denn je. Es könnte sein, dass Du in einigen Jahrzehnten die jetzige Situation als das wunderbarste Geschenk Deines Lebens bezeichnen wirst. Die tiefe Liebe, das Vertrauen und die friedvolle Stille, die sich in Deinem Inneren einstellen, sind nicht mit menschlichen Worten zu beschreiben. Du findest plötzlich einen tiefen Frieden und eine innere Sicherheit in Dir, die ab diesem Zeitpunkt für den Rest Deines Lebens bei Dir bleiben werden. Du wirst keine Verzweiflung mehr spüren. Du wirst einen anderen Blick auf alles haben. Und wo bislang Glaube oder Zweifel waren, ist nun nur noch Gewissheit. Es ist die Gewissheit, dass alles gut ist und dass auch in Zukunft alles gut wird.

Text: Varia Antares, Germanistin, Dozentin & Autorin
Illustration: Shih-Yu Fang, Illustratorin & Fotografin