Varia Antares

Wenn Du das Gefühl hast, zu fallen, dann ist es eigentlich so, dass Gott Dich trägt.


Mit Gott auf unbekannten Pfaden reisen

Vielleicht bist Du eine Schülerin, die Mist gebaut und sich eine Strafanzeige eingehandelt hat. Vielleicht hast Du Deine Freunde und Verwandten enttäuscht und fürchtest nun, dass sie Dir nie wieder vertrauen werden. Vielleicht bist Du ein Lehrer oder Sozialarbeiter, der arbeitsunfähig erkrankt ist oder aus betrieblichen Gründen seinen Job verloren hat.

Vielleicht schien alles super, und von einem Moment auf den anderen passierte etwas Unvorhergesehenes. Manchmal ereignen sich Geschehnisse, mit denen wir nie gerechnet hätten. Manchmal bricht das Kartenhaus Deines Lebens zusammen, und die Karten werden neu gemischt.

Alles schien sicher, doch auf einmal ist da kein Boden mehr unter Deinen Füßen. Eine Situation, die für Dich vollkommen neu ist, tritt ein.

Das Gute ist: Du brauchst keinen Boden unter den Füßen. Wenn Du das Gefühl hast, zu fallen, dann ist es eigentlich so, dass Gott Dich trägt. Er sieht, dass es für Dich an der Zeit ist, einen neuen Schritt im Leben zu wagen. Da Du selbst nicht erkannt hast, was zu tun ist, nimmt er Dich aus Deinem alten Leben heraus und trägt Dich sicher an den Platz, wo Du als Nächstes sein sollst. Und rückblickend wirst Du immer erkennen, dass es eine Veränderung zum Besseren war.

Für Gott gibt es keine unvorhergesehenen Ereignisse. Für unseren Vater existieren keine Krisen und erst recht keine Katastrophen.

Schon lange, bevor es uns gab, wusste Gott, wer wir sind und wie wir uns auf der Erde verhalten würden. Er kannte und kennt uns seit dem Anbeginn der Zeit. Vor Gott brauchen wir keine Geheimnisse zu haben. Vor Gott brauchen wir uns nicht zu schämen. Armut, Krankheit, Jugendsünden – all das mindert nicht unseren Wert. Wir sind Gottes Kinder. Wie könnten wir wertlos sein? Wie könnten wir schlecht sein? Wir Menschen neigen manchmal dazu, uns selbst oder unsere Mitmenschen für Versager zu halten. Wir suhlen uns ins Selbstmitleid, Scham oder Schuldgefühlen.

Doch in den Augen von Gott sind wir immer wunderbar und liebenswert. Wir können Gott niemals enttäuschen. Jeder vermeintliche Fehltritt unsererseits ist in Wirklichkeit eine Lernaufgabe, eine Lektion des Lebens, die uns die Chance bietet, innerlich zu wachsen. Durch neue, herausfordernde Situationen bekommen wir die Gelegenheit, verschiedene Verhaltensweisen zu erproben und die Konsequenzen zu erfahren. Wir erkennen, welche Auswirkungen unser Denken und Handeln auf uns und andere hat. Wir lernen Verantwortungsbewusstsein, Mitgefühl, Mut und Integrität.

Manchmal schenkt Gott uns die Gnade, aus den Erfahrungen anderer zu lernen.

Es gibt die Redewendung "Von Irrtum zu Irrtum zum Erfolg". Menschen, die es besonders hart im Leben haben, wissen, dass man aus sogenannten Fehlern lernen kann. Dies geht, indem wir schauen, was wir durch unser Handeln bewirkt haben und wozu das geführt hat. Idealerweise beheben wir den verursachten Schaden, falls es möglich ist, und handeln beim nächsten Mal anders.

Nicht jede Trainingseinheit des Lebens brauchen wir am eigenen Leib zu erfahren. Indem wir andere Menschen beobachten, sie nach ihrer Lebenserfahrung fragen und von ihnen lernen, können wir von dem Wissen anderer profitieren. Es ist eine große Gnade, dass jeder von uns nur einen Teil der möglichen Herausforderungen meistern muss. Jeder Mensch hat sein Päckchen zu tragen. Aber niemand trägt alles allein.

Gott sieht uns so, wie wir wirklich sind.

Manchmal werfen wir uns in Schale, sitzen in einer Kirche und sprechen wohlklingende Gebete. Wir versuchen, vor Gott einen guten Eindruck zu machen. Ich denke, dass Gott sich aufrichtig über liebe Worte und von Herzen kommende Gebete freut. Aber auch wenn wir mal nicht so gut aussehen oder uns keine freundlichen Worte einfallen möchten, hört Gott uns zu. Auch wenn wir angstvoll, verzweifelt oder gar frustriert zu ihm rufen, schenkt er uns seine liebevolle Aufmerksamkeit, und Du kannst Dir sicher sein, dass jedes Gebet gehört wird.

Gott antwortet uns auch. Das Lustige ist, dass wir oft daran zweifeln, dass die Antworten wirklich von ihm kommen. Es scheint zu schön, um wahr zu sein. Egal, in welcher Situation Du Dich gerade befindest, probiere doch einmal aus, aus tiefstem Herzen Deine Gefühle mit Gott zu teilen. Aussprechen brauchst Du sie zwar nicht, denn er kennt sie ohnehin schon. Dennoch hilft es, wenn man das Gespräch mit Gott sucht.

Ich habe in meinem Leben schon gemeinsam mit Menschen verschiedener Religionen und auch mit Atheisten gebetet. Wann immer wir gemeinsam gebetet haben, hat jeder – auch die Atheisten – plötzlich eine liebevolle Energie gespürt. Frieden, Einheit mit allem, innere Ruhe, manchmal auch Wärme und Geborgenheit waren die Eindrücke, die uns allen beim Beten kamen.

Wie spricht Gott mit uns?

Dies geschieht auf unterschiedliche Art und Weise. Ich vermute, dass es von Mensch zu Mensch verschieden ist, wie wir ihn wahrnehmen. Ich glaube, dass Gott sich einem jeden von uns auf die Art und Weise mitteilen wird, die von uns jeweils am besten erkannt und verstanden wird.

Manchmal habe ich erlebt, dass unmittelbar nach einem Gebet plötzlich die Wolken weiterzogen und die Sonne heller am Himmel leuchtete. Nach einigen Gebeten erschien am Himmel ein Regenbogen. Vielleicht denkst Du jetzt, dass das Zufälle waren, und vielleicht hast Du damit recht.

"Der Zufall ist das Pseudonym, das Gott wählt, wenn er inkognito bleiben will."

Ich weiß nicht mehr, wo ich das gelesen habe, aber es fühlt sich wahr an. Es gibt aber noch viel eindeutigere Beweise, denn auch skeptische Menschen dürfen die Gnade unseres himmlischen Vaters genießen. Lass mich Dir von zwei kleinen Beispielen erzählen.

Meine beste Freundin erfuhr, dass sie eine Augenerkrankung mit ungewissem Verlauf hat. Sie ist eine begnadete Künstlerin und liebt es, wunderschöne Bilder zu zeichnen. Mit ihren Bildern drückt sie die Inspiration und die Liebe Gottes aus. Jedes ihrer Bilder und jedes ihrer Fotos schenkt dem Betrachtenden Kraft und erinnert uns an eine tiefere Wahrheit, die in unserer Verbindung mit Gott verborgen liegt. Diese wunderbare Frau malt von Herzen gerne und hat Angst davor, dass sie aufgrund ihrer Erkrankung vielleicht nicht mehr wird malen können.

In ihrer Not sprach sie ein Gebet an Gott. Nach dem Beten nahm sie ihre Bibel und schlug eine beliebige Seite auf. Dort standen folgende Worte:

Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen.
Offenbarung 21:4

Ein anderes Beispiel habe ich selbst vor längerer Zeit erlebt. Es gab den Tag, an dem ich obdachlos wurde. Gott hat ein Talent für dramatische Auftritte und, wie mir scheint, einen ziemlich coolen Sinn für Humor. Er pflegt das Leben spannend zu gestalten. Doch der Reihe nach. An meinem ersten Tag als richtige Obdachlose machte ich erst mal einen Spaziergang in der Natur und trainierte, wie es meine Gewohnheit ist, Tai Chi. Es begann zu regnen. Also suchte ich Zuflucht in einer Bibliothek. Ich wollte nicht, dass jemand merkt, dass ich kein Zuhause hatte. Daher ging ich nach ein paar Stunden wieder spazieren und dann in eine andere Bibliothek. Zwischendurch machte ich lauter Anrufe bei diversen Hilfseinrichtungen und versuchte, eine Notschlafstelle zu finden.

Nach einer Weile begab ich mich wieder in die erste Bibliothek. Um mir die Zeit zu vertreiben, schnappte ich mir eine Zeitschrift und schlug diese auf einer zufälligen Seite auf. Dort stand Folgendes geschrieben:

Sehet die Vögel unter dem Himmel an: sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater nährt sie doch.
Matthaeus 6:26

Meine Freundin kann immer noch sehen, und ihre Bilder sind schöner denn je. Ich bin immer noch am Leben, habe zwischenzeitlich ein schönes WG-Zimmer mit netten Mitbewohnerinnen gefunden und bin um eine Erfahrung reicher: Ich weiß, dass Gott uns wirklich auffängt, wenn alle Stricke reißen. Während meiner gesamten Zeit als Wohnungslose gab es übrigens nicht eine einzige Nacht, in der ich tatsächlich draußen geschlafen habe. Es hat sich an jedem einzelnen Tag irgendeine Übernachtungsmöglichkeit ergeben, manchmal erst am späten Abend, aber immer rechtzeitig, sodass ich den winterlichen Temperaturen niemals schutzlos ausgeliefert war. Was ich in dieser Zeit mit Gott und Jesus erlebt habe, mutet wie ein Wunder an. Tatsächlich aber ist das der Normalzustand. Es ist normal, dass Gott immer bei uns und Jesus immer im Dialog mit uns ist. Wir brauchen nur unser Herz zu öffnen, dann können wir das wieder erkennen.

Was habe ich aus meiner damaligen Erfahrung mit Gott gelernt? Ich habe gelernt, dass es im Leben niemals zu spät ist, die helfende Hand Jesu anzunehmen und dem Weg, den Gott und unsere Seele für dieses Leben geplant haben, zu folgen. Es gibt in Wirklichkeit keinen Point-of-no-return. Das Glück ist zu jeder Zeit zum Greifen nah. Gott bietet es uns immer wieder an, indem er uns aufzeigt, wie der jeweils beste Weg für uns persönlich aussieht.

Gottes Rat zu folgen, erweist sich normalerweise als das Klügste.

Wir Menschen identifizieren uns oft mit unserem Ich, unserer menschlichen Sicht der Dinge. Aber wir sind viel mehr als das. Aus unserer menschlichen Sicht sehen wir einen Ausschnitt aus der Realität und schlussfolgern daraus, wie wohl der Rest der Realität aussehen möge. Mutmaßungen, die nur mit unserem menschlichen Verstand gemacht werden, zeigen uns aber nicht alles. Das größte Glück, den besten Weg, die klügsten Entscheidungen und die optimale Art, zu handeln, können wir nur mit unserer Intuition erspüren. Die Intuition ermöglicht es uns, direkt mit Gott zu sprechen. Wir können ins absolute Gottvertrauen gehen und uns von der uns innewohnenden Weisheit, die Gott uns schenkt, leiten lassen. Wer es nicht so mit der Intuition hat, kann Gott auch um deutlichere Zeichen bitten. Dann geschieht es zum Beispiel, dass jemand zur richtigen Zeit genau die richtigen Worte zu Dir sagt oder dass Du einen Satz in einem Buch liest, der die Antwort auf Deine Frage ist.

Wir Menschen teilen Dinge und Geschehnisse oft in gut oder schlecht ein. Was uns auf den ersten Blick gefällt, nennen wir gut, da es die Wünsche unseres Egos kurzfristig befriedigt. Was aber, wenn Gott eine noch viel bessere Zukunft für uns geplant hat als die, die unser Ego sich wünscht? Was, wenn wir ihm vertrauen, mutig in seine Arme springen und uns von ihm dorthin tragen lassen, wo es aus seiner grenzenlos weisen Sicht für uns am allerbesten ist?

Vertrauen und Wunder erleben

Hast Du schon mal für etwas gekämpft, das Du unbedingt wolltest, aber einfach nicht bekommen konntest? Nicht immer ist das, was auf den ersten Blick wie Gold erscheint, wirklich das Beste für uns. Es kommt vor, dass wir Menschen uns auf einen Weg begeben, der uns nicht dienlich ist, der uns langfristig betrachtet sogar Unglück bescheren könnte. In solchen Fällen greift Gott manchmal liebevoll helfend ein, indem er uns – mal subtil, mal Knall auf Fall – darauf hinweist, dass wir mit dem Kopf gegen eine Wand rennen. Manche Wünsche sollten einfach losgelassen werden, denn für jeden Wunsch, der uns nicht erfüllt wird, hat Gott etwas noch viel Schöneres für uns geplant. Wenn wir einen Job, den wir lieben, verlieren, dann ist das keine Strafe des Herrn, sondern eine Chance zum Besseren. Vielleicht war der Job eine Zeitlang richtig für uns, und es ist einfach die Zeit angebrochen, einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen.

Wenn wir durch einen Schicksalsschlag an einem Ort landen, an dem wir niemals sein wollten, dann geschieht dies nicht, weil wir arme Würstchen sind oder weil Gott uns vergessen hat. Es geschieht, weil Gott ganz genau weiß, welches Glück und welche Chancen mit dieser neuen Situation für uns verbunden sind. Vielleicht führt er uns an einen Ort, der zunächst dunkel erscheint, weil er genau weiß, dass wir dort eine lebensverändernde Begegnung mit einem wunderbaren Mitmenschen haben werden.

Ich weiß nicht, wer Du bist, oder wo Du bist. Eines aber ist gewiss: Du bist nicht allein. Gott ist bei Dir und er wird sich Dir zeigen, wenn Du ihn darum bittest.

Text: Varia Antares, Germanistin, Dozentin & Autorin
Illustration: Shih-Yu Fang, Illustratorin & Fotografin